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Kurze Geschichte der Hornentwicklung

 
Nach den hornähnlichen Bronzeblasinstrumenten der Kelten und Germanen, den „Luren“ sowie der Etrusker und Römer, die in ihren Heeren die „Bucina“, die „Tuba“ oder das „Cornu“ bliesen, verschwand mit der ausgehenden Antike diese Form der Musik. Die Hörner des Mittelalters waren meist, wie der Name sagt, aus Horn hergestellt. So beispielsweise der Olifant, den schon Roland beim Rückzug Karls des Großenaus Spanien bei Roncevalles geblasen haben soll.
 
Bis zum 13. Jahrhundert finden wir keine Jagdliteratur, in der vom Gebrauch von Hörnern oder ähnlichen Instrumenten bei der Jagd berichtet wird. Erst im 14. Jahrhundert wird in Frankreich ein Jagdlehrbuch geschrieben, das vom Roy Modus und seinen verschiedenen Jagden und Jagdarten berichtet. In diesem Jagdbuch werden bereits Jagdsignale für die verschiedenen Situationen, wie sie auf der Jagd auftreten, beschrieben. Gaston Phoebus im gleichen Jahrhundert zitiert in seinem reich illustrierten Jagdbuch nicht nur detaillierte Jagdsignale sondern beschreibt auch bereits die heutigen Jagdhörner in ihrer Urform, damals in Frankreich cor de chasse“ genannt. Hier ist bereits ein einwindiges Horn mit großem Durchmesser in Gebrauch, das bis zum 16. Jahrhundert zur mehrwindigen „trompe de chasse“ weiterentwickelt wird.
 
Im 17. Jahrhundert schließlich finden wir den ersten Höhepunkt im Gebrauch des jagdlichen Naturhorns, das nur das Blasen sogenannter Naturtöne zulässt, wie sie der Länge des Instruments entsprechen.
 
Der Marquis de Dampierre, „Capitaine des Chasses et des Plaisirs“ am Hofe Ludwig XV. in Versailles nutzte das Horn nicht nur zur Signalgebung bei der beliebten Hetzjagd auf den Hirsch, der „chasse a courre“, sondern er komponierte und spielte mit seinen Hornisten bereits mehrstimmige konzertante Jagdsuiten für den Gebrauch der Hörner für die königliche Tafelmusik nach der Jagd oder repräsentativen Veranstaltungen.
In Deutschland wurde das französische Jagdhorn und die entsprechenden Signale nur langsam aufgenommen, die Wirren des 30-jährigen Krieges waren soeben erst vorbei, die deutschen Fürsten konnten sich bei weitem nicht ein solches Leben leisten wie der französische Hof, sodaß sich der französische höfische Lebensstil erst spät durchsetzten konnte.
 
Dies wurde anders erst durch das mäzenatische Wirken einer großen Persönlichkeit der Barockzeit in Böhmen. Franz Anton Reichsgraf von Sporck hatte auf einer Bildungsreise in Paris und am Hofe von Versailles die Musik der „trompes de chasse“ gehört und war so tief beeindruckt, dass er zwei seiner Leibeigenen nach Paris schickte und sie dort am Hofe von Versailles im Blasen der „trompe de chasse“ ausbilden ließ. Zurückgekehrt nach Böhmen auf die Güter des Grafen gaben diese als Lehrer ihr erworbenes Wissen weiter und nach einigen Generationen waren die böhmischen Bläser die besten der Welt.
 
Graf Sporck war es, der die Jagdhörner in sein Orchester integrierte, eine Neuerung, die J. S. Bach, den Sporck persönlich kannte, sofort aufgriff. Über Graf Sporck und seinen Einfluß begann der kaiserliche Hof in Wien mit der Einführung von Parforcejagden und auch die Höfe in Dresden und Berlin wollten nicht nachstehen und veranstalteten nun Parforcejagden, verlangten nach der entsprechenden Musik und bauten sich Bläsergruppen mit Jagdhörnern für die Jagd aber auch für die Musik nach der Jagd auf. Von dorther wurde das Jagdhorn bereitwillig als Instrument in die bestehenden Orchester der jagdbegeisterten Fürsten aufgenommen. Sein Ton vermittelte die Stimmung des Landlebens, vertiefte das Empfinden für die Natur. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Eröffnungstakte des Brandenburgischen Konzertes No. 1 von J. S. Bach verweisen, in welchen die Hörner das Begrüßungssignal der Jagd spielen.
Mit der Jagdhornmusik begann auch der Instrumentenbau in deutschen Landen. Das in Deutschland gebaute und gespielte Jagdhorn - wie wir es heute spielen unterscheidet sich ganz wesentlich von der französischen „trompe de chasse“. Die „trompe de chasse“ hat einen engeren Rohrdurchmesser und die Stürze ist zylindrisch ausgebildet. Das deutsche Jagdhorn hat einen weiteren Rohrdurchmesser und ist kontinuierlich konisch bis zum Stürzenrand.
 
Diese unterschiedlichen Konturen haben einen markanten Einfluß auf die musikalischen Eigenschaften der Instrumente und in den diesbezüglichen Unter-schieden liegt der Ursprung ihrer Tonqualität, welche die beiden Typen so deutlich unterscheidet. Der Ton der „trompe de chasse“ ist brillant und durchdringend scharf, er liegt mehr beim Trompetenton. Beim deutschen Jagdhorn, obschon brillant, ist der Ton breiter und dunkler.
 
Dieser „romantische“ Ton wurde im 18. Jahrhundert immer beliebter und von den Hornmachern in ganz Europa übernommen. Wie bei Trompeten üblich wurden auch für das Jagdhorn Stimmbögen oder Setzstücke hergestellt, die Tonartänderungen zuließen und den Einsatzbereich für das Horn im Orchester erweiterten. Damit war das sogenannte Inventionshorn geschaffen. Mit diesen Stimmbögen waren die Jagdhörner konzertreif, es fehlte nur noch die Entwicklung der Ventile, um die heute im Orchester geblasenen Waldhörner zu schaffen.
In der Jagdmusik wurden diese Stimmbögen nicht verwandt. Wir blasen heute Instrumente, die den Original-Naturjagdhörnern entsprechen, die also nur das Blasen der Naturtönen zulassen wie es früher an den kaiserlichen, königlichen und fürstlichen Höfen der Brauch war.
Die deutschen Jagdhörner, die wir blasen, sind in „ES“ gestimmt, während die französische trompe de chasse“ einen halben Ton tiefer in „D“ gestimmt ist.

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